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deutschstunde

Noch vor Sonnenaufgang betreten die zehn Schülerinnen und Schüler des Deutsch-Lks das öde Haus, besser auch als Gymnasium Albertinum bekannt. Obwohl die Glocke bereits geläutet hat, befindet sich der Großteil des Kurses noch draußen vor der Tür und trudelt erst nach und nach ins Klassenzimmer ein. Wie so oft konnte die Deutschstunde also erst mit fünfminütiger Verspätung beginnen, was Frau Hoffmann auf Grund ihrer Lessingkeit aber nur gelegentlich veranlasste, mit Faust I und Faust II auf die Blechtrommel zu hauen.

Nachdem sich alle Schüler den Sandmann aus den Augen gerieben haben, gleicht das rege Treiben einem Frühlingserwachen und es geht frisch an die Arbeit. Ihren immer gut vorbereiteten Unterricht beginnt sie mit einer Übung aus dem Sprachbuch. Sofort entstehen Irrungen und Wirrungen, denn die zwei Gesellen vom Casi haben ihre Büchner wie immer daheym vergessen. Da die Albertiner und Casimirianer aber wie Katz und Maus sind, borchert ihnen niemand ein Buch. Sichtlich von der scheinbar grassen Briestigkeit zwischen beiden Schulen irritiert, sucht sie Halt am Overhead-Projektor, um den sie sich wie eine Ringelnatz herumschlinkt, was dazu führt, dass er heinar kipphardt und fast der Hebbel abbricht. Gekant überspielt sie dieses Missgeschick, indem sie ihr enormes Wissen wie eine Fontane aus sich heraus sprudeln lässt und geschickt wieder zum Unterrichtsgeschehen zurückkehrt.

Um uns auf die noch ausstehende Verbesserung der Hausaufgabe einzustimmen, versucht sie in unnachahmlicher Weise ein Gruppenbild mit Dame an die Tafel zu malen, was die Deutsch-Lkler aber eher an eine große Hyrogryphius erinnert.

Als sie jedoch den ersten nach dessen Hausaufgabe fragt, antwortet dieser zur Enttäuschung Frau Hoffmanns, dass er gestern bedauerlicherweise überhaupt keine Musil hatte, die gestellte Aufgabe zu bearbeiten und deshalb lieber Homer Simpson schaute und sich anschließend sofort auf seine Dürrenmatt legte. Auch ihr nächster Versuch, jemandem etwas zu entlocken, schlägt fehl, weil dieser behauptet, gestern abend zu viel verdorbenes Schnitzler mit Mörike gegessen zu haben, weshalb er die ganze Nacht gebrecht habe. Die Ausreden werden mit der Zeit immer origineller. So gibt der nächste Schüler vor, er habe einen furchtbaren Hexameter im Kreuz und musste noch am gestrigen Tag zur Teichoskopie bei Dr. Faustus.

Innerlich zerknirscht, doch immer noch mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen, beschließt Frau Hoffmann die Verbesserung der Hausaufgabe abzubrechen und geht zur Abfrage über. Doch auch hier bekommt sie eine unendliche Geschichte nach der anderen aufgetischt, mit der sich die Schüler zu rechtfertigen versuchen. Eine Schülerin bedauert beispielsweise, dass sie nicht lernen konnte, weil ihr, als sie gestern so mir nichts, dir nichts auf der Vogelweide am Eschenbach stand, ein Steppenwolf eine tiefe und schmerzhafte Rilke in den rechten Versfuß gebissen hat.

Auf Grund derart haarsträubender Ausreden lässt sich die Kursleiterin zu einem wenig bedrohlich klingenden Mann, Mann, Mann – meine Goethe! hinreißen, was aber auch als Maximum an Wutausbrüchen befürchtet werden muss. Und nach einer kleinen Rüge, wir sollen uns doch bitte nicht immer nur einen faulen Lenz machen und uns anschließend, wenn wir mal wieder heine Ahnung haben, schillernde Ausreden einfallen lassen, setzt sie wieder ihr so liebenswertes Lächeln auf.

Aus Dankbarkeit darüber, dass sie wieder einmal auf drostische Maßnahmen verzichtet hat, und wegen des schlechten Gewissens der Schüler kommt es im weiteren Unterrichtsverlauf zu einem wahren Meldungsstorm! Die Mitarbeit sowie die Diskussionen werden schließlich immer toller, was Frau Hoffmann große Freud bereitet und sie zu einem leichtfüßigen Tänzchen anstiftert. In ihrem Enthusiasmus werden selbst völlig falsche Antworten in einem langwierigen Prozess so hin gebogen, dass sie diesen immer noch etwas Positives abgewinnen kann. Dies trug enorm zur Motivation der Schüler bei und hob das ohnehin schon äußerst positive Unterrichtsklima noch weiter an.

Nach Beendigung des stets angenehmen, aber dennoch anspruchsvollen Unterrichts, planten die Schüler zusammen mit ihrer Lehrerin eine frische Fahrt ins Theater nach Nürnberg, um aus dem Kafka Coburg zu fliehen. Dieser Ausflug sowie der gesamte Kurs entpuppten sich als lohnenswerther als alle jemals zu hoffen wagten! Ohne unsere engagierte und tatkräftige Lehrerin wären solche Unternehmungen sicherlich ni belungen!


Liebe Frau Hoffmann,
wir möchten uns am Ende nicht nur im Allgemeinen für die zwei schönen Jahre bedanken, sondern möchten auch ganz speziell für Ihre Geduld, Ihre Freundlichkeit, Ihre spitzenmäßige Facharbeitsbetreuung und Ihre aufopferungsvolle Abi-Vorbereitung, die Sie uns selbst in den Ferien durch leckeres Frühstück versüßt haben, Danke sagen! Wir konnten Ihnen richtig anmerken, dass Sie Ihren Unterricht nicht nur als Pflicht, sondern auch als Neigung empfunden haben und stets mit großer Freude in unser Klassenzimmer getänzelt kamen. Kurz gesagt: Wir haben Sie in dieser Zeit als Schöne Seele lieb gewonnen!

Wir hoffen, dass auch Sie uns als Süskinder in Erinnerung behalten werden und wünschen Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute und Tolstoi toi toi!
Ihre Deutsch-Lkler 2002/2004