|
gute besserung – und stellen sie das rauchen einDienstag, 17. September 2002, 11.24 Uhr. Dr. T warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Noch eine Minute. Dann würde er C 48 betreten, um seine neue Mission anzugehen. Wieder einmal war er gefragt. Er und sein absolutes Wissen, das nahezu keine Grenzen kennt. Dieses Mal würde es anders werden als früher. Er war gewarnt worden. Dieses Mal würde er sein Wissen nicht an den Mann bringen müssen – sondern an Mädchen. Es waren sieben. Sie warteten. Tatkräftig und forsch stieg er die Turmtreppen hinauf, ein Liedchen trällernd, um Leichtigkeit und Ruhe auszustrahlen. Innerlich jedoch wappnete er sich, sammelte seine Gedanken, überdachte sein Konzept. Kein Fehler sollte sich einschleichen. Er würde diese sieben widerspenstigen Mädchen schon zähmen. Und dann betrat Dr. T den Raum C 48 – das heißt, er stürmte hinein, um jeder noch so kleinen Unsicherheit seinerseits den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Setzen Sie sich doch endlich!“ Doch die erhoffte Wirkung blieb zunächst aus. Die ihm aus der 11. Klasse bereits bekannten Mädels grinsten ihn nur an und begaben sich langsam auf ihre Plätze – doch die endgültige Platz„wahl“ hatte noch Dr. T in seiner Hand. „Julia, hierher! Sollten Sie immer noch versucht sein, von hier aus mit der Vanessa zu reden, werfe ich Sie das nächste Mal aus dem Fenster!“ Nun war es an der Zeit, die tapferen Sieben in die Grundkenntnisse philosophischer Ethik einzuweihen – denen die Frage nach Freiheit oder Determination, Glück und Gerechtigkeit folgen würden. „Vor den Latz knallen“ – das war seine Methode, um die mit Schreiben beschäftigten Schüler vom Nachdenken und Fragen stellen abzulenken. Doch seine Mädels machten es ihm nicht leicht und versuchten jede Stunde eine – mehr oder weniger – sinnvolle Diskussion anzufachen, die von Dr. T aber allzu oft mit einer für ihn befriedigenden Antwort im Keim erstickt wurde. Artete die Diskussionsfreudigkeit seiner Mädels zu sehr aus, griff er entweder zu Erziehungsmaßnahmen wie Platzverweisen (siehe oben) oder Einschüchterungsversuchen: „In Ihrem Kopf sieht es aus wie auf Ihrem Kopf!“ Dr. T schüttelte den seinen. Weder kannten die Sieben den kategorischen Imperativ Kants noch befolgten sie seine gut gemeinten Gesundheitsratschläge: „Nicht trinken, nicht rauchen und viiiiiiiiieeeel Sport!“ Und wehe, Dr. T musste feststellen, dass eine der Schülerinnen seinem wertvollen Unterricht fern blieb – neben Rauchen einer der größten Sünden für ihn überhaupt. Ein weiterer Blick auf die Uhr – 12.37 Uhr. Seine sieben Mädels wollten ihn zum Eisessen überreden. „Ich esse nie Eis. Eis schadet dem Denkprozess!“ Noch konnte er sich zur Wehr setzen – ob ihm das bei nächstem Kurs auch gelingen würde? Lieber Herr Dr. Tasler! Es ist wirklich schwer, einen Artikel über unseren Ethik-Grundkurs zu schreiben, der auch nur annähernd Ihren hohen Ansprüchen gerecht werden würde. Was wir mit oben Geschriebenem sagen wollten: Danke! Für Sie, Ihr Wissen, das Sie versucht haben, an uns weiterzugeben, und Ihre teils anstrengende und widerspruchsablehnende teils humor- und verständnisvolle Art. Wir wünschen Ihnen alles Gute – und verzählen Sie sich nicht!
|
|