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modern ist, wer gewinntEine ganz normale, typische, putzige, kuchenreiche, immer extrem lustige, abwechslungsreiche, liebenswerte, überaus chaotische, mütterliche, umsorgende, fenstergeöffnete, meist Problem lösende, manchmal niederschmetternde, großzügige, blätterreiche, 1,50 Meter große Lehrkräfte beinhaltende, Griechisch liebende, Frau Lenz verehrende, durchdiskutierte, platongenervte, Klagegesänge anstimmende, Lkler beinhaltende, nochmals Blätter bekommende, wieder Kuchen essende, arbeitsintensive (sic!), witzreiche, vereinnahmende, unabbringbare, mit heißer Schokolade verschönerte (wenn überhaupt noch möglich), erneut blätterübersäte, referatarme, übersetzungsstarke, Latacz verehrende(!), (für manche) schlafreiche, Grammatikblätter aus der 11. beinhaltende und wiederholende (von den meisten zum ersten Mal erblickt), Facharbeitsfragen gefüllte, brillenfundbüroartige, Aspirin verteilende, stressfreie, pausenreiche, nochmals Blätterstapel bekommende, gesangsreiche, Höhlengleichnis erforschende und „hoch“ philosophische Kursstunde: Der Unterricht begann meist mit der brisanten Frage nach dem aktuellen Ersatzmodell von Frau Lenz’ Brille, die sie, wie so häufig, ver...legt hatte. Danach ging es an Karins Lieblingsbeschäftigung: Blätter! Die von ihr mit viel Hingabe kopierten Blätter waren meist entweder komplett unlesbar-handgeschriebene oder nur so vor Tipp-Fehlern strotzende eigens verfasste Schriftstücke. Der erste Zögling hatte sich meistens bereits am Anfang der Stunde dem Schlaf hingegeben, worauf sich unter Protest der zweite hinzugesellte. Erweckt werden konnten die beiden nur durch die für sie extra eingerichtete Raucherpause, in der Frau Lenz reichlich exquisite Verpflegung à la Champagner-Torte austeilte. Nach der Stärkung – den Großteil des Kuchens beanspruchte der Kollegiat für sich, den man am besten mit Puderzucker-Junkie oder Waffenfanatist beschreibt – war es Zeit für das obligatorische pharmazeutische Fachgespräch, in welchem sich Frau Lenz mindestens ebenso kundig wie im Griechischen erwies. Nach der Pause waren die beiden Schlafmützen nicht mehr müde zu kriegen, weshalb Frau Lenz vorsorglich zum letzten und effektivsten Mittel, dem Tablettenmissbrauch, griff. Sie war sich dessen bewusst, dass die beiden nicht müde werden würden, dunkle Lehrerkollegen in den tiefsten Bass-Tönen zu imitieren. Neben diesen beiden und den vier engagiert mitwirkenden, ausnahmslos weiblichen, Kursteilnehmern mussten auch noch eine ausnahmslos planlose Person – so sie denn einmal anwesend war – sowie ein dunkler Besitzer eines Kamikaze-Hamsters und ein meistens missgelaunter Zyniker versorgt werden. Es kam in der Folgezeit zu etwa 15 Minuten konzentriertesten Unterrichts. Liebes Fräulein Lenz, trotz aller Bemühungen, die von E-Mail- und Briefaustausch bis hin zu Zusatzstunden am Nachmittag reichten, bedauern wir es zutiefst, dass wir Ihr „schlechtester Kurs“ waren. Obwohl wir uns wirklich angestrengt haben. Ehrenwort! Wir wollen aber dann gleich noch einmal betonen, dass Sie uns in der 11. Klasse – bezüglich des damals verantwortlichen Lehrkörpers hüllen wir uns lieber dezent in Schweigen –, als Sie uns nach eigenem Bekunden nicht haben wollten, wirklich sehr fehlten; wir fühlten uns geradezu im Stich gelassen. Auf jeden Fall können wir das alles, was Sie uns an Gutem getan haben, nicht wettmachen, bedanken uns aber vielmals bei Ihnen für einen unvergleichlichen, unvergesslichen, unübertrefflichen, unbedingt wähl- und unmöglich kritisierbaren, unfassbar guten, ulkigen, überaus lustigen, umsorgenden, ultra-wissensreichen, umdenkenden, umfassenden, umgänglichen, umgarnenden, umwerfenden, umsichtigen und besonders kalorienreichen Leistungskurs, der uns unglaublich viel Spaß gemacht hat. PS: Wir gedenken an dieser Stelle des verstorbenen und in Lichtenfels beigesetzten Dackels von Frau Lenz: Nelli – R.I.P.
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