|
das schweigen der lämmerGott wird durch Schweigen geehrt, das wusste schon Thomas von Aquin. An diese weise Einsicht hielt sich denn auch der Gk kath. Religion, jene kleine – aber nicht feine – Bastion derer, denen klar ist, dass Luther eigentlich nur ein armer Irrer war. Und derer, die für die im reformierten Parallelkurs praktizierte Kuschelpädagogik nur verächtliche Blicke übrig hatten. Schade nur, dass das gebotene Alternativprogramm eigentlich selbst zum Gähnen meist zu langweilig war. Mit den Worten „völlig für die Katz“ ist das Gefühl nur unzureichend beschrieben, das sich einstellt, wenn wir an die langen Jahre des Religionsunterrichts bei Herrn Wehrfritz zurückdenken. Die Gründe dafür muss man wohl im ebenso eigensinnigen wie unsinnigen Unterrichtsaufbau suchen, den wir dann sonst auch nicht einmal bei Dr. Stadelmann in ähnlicher Ausprägung finden konnten. Die erste Hälfte der wöchentlichen Doppelstunde wurde dabei regelmäßig – unter Hinweis auf die Kursstärke – durch die ausgiebige Befragung von mindestens zwei Kursteilnehmern in Anspruch genommen. In Ermangelung ausreichender Fragestellungen auf Seiten des Kursleiters musste der zweite und auch immer öfter ein dritter Kandidat circa 20 Minuten vor der Tür verweilen. Was dazu führte, dass der Kurs jedes Mal gezwungen war, ein und dieselbe langweilige Abfrage zwei- bis dreimal zu ignorieren – was auf die Dauer anstrengender sein kann als einer Unterrichtsstunde von Frau Jenkinson zu folgen. Intelligentes Denken war für das Bestehen in diesen Tests übrigens keine Schlüsselqualifikation - im Wesentlichen ging es stets um das Wiedergeben von mehr oder weniger wichtigen Thesen aus den in Hülle und Fülle vorhandenen Abzügen. Wer sich jetzt fragt, was wir dann immer in der zweiten Hälfte der Stunde getrieben haben, dem sei die wehrfritzsche Technik des Blätter-Austeilens kurz dargelegt: Nachdem die – öfters auch in unzureichender Menge vorliegenden – Abzüge auf denkbar langsamste Art und Weise auch den letzten Teilnehmer erreicht hatten – oder auch nicht –, folgte die didaktisch perfekte und engagierte Aufarbeitung des trockenen Lernstoffs: Die Kursteilnehmer sollten – jeder für sich, denn jeder hat bekanntermaßen eine individuelle Lesegeschwindigkeit – die Blätter durchlesen. Da das bloße Lesen leider auch oft nicht bis 11:20 Uhr dauerte, waren die Blätter in weiser Voraussicht so klein kopiert, dass noch zusätzliche Zeit mit dem Auffinden optischer Hilfsmittel verbracht werden musste. Zwei- bis dreimal im Jahr jedoch sahen wir uns plötzlich waldorfschulartigen Lehrmethoden ausgesetzt, wenn der Kursleiter versuchte, mit tiefschürfenden Fragen in unser Innerstes zu blicken: “Malt doch mal in 10 Minuten ganz spontan euer Leben” oder “Malt doch mal, wie ihr euch die Zukunft vorstellt”. Auch wenn wir uns gerade an keine erinnern – wir danken Herrn Wehrfritz für die mutmaßlich spannenden Einblicke in die Welt des katholischen Glaubens. Die Moral von der Geschicht: “Wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Klingeln her.” Und um es mit den Worten von Dr. T. zu sagen: „Gute Besserung!“
|
|