casi-abi 04
 

gk mathe I








kaffeehauskultur heute

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen an einem Montagmorgen in einem gemütlichen Sessel, schlagen ein Bein übers andere und lehnen sich entspannt zurück. Sie beobachten in aller Ruhe den Dampf, der aus der Tasse vor Ihnen auf dem Tisch herauf steigt. Langsam bemerken Sie den angenehmen Geruch, der in Ihre Nase kriecht – Kaffee! Das Gefühl, das Sie durchströmt, ist Ihnen bekannt. Und Ihnen ist bewusst:

„Die beste Methode, das Leben angenehm zu verbringen, ist, guten Kaffee zu trinken. Und wenn man keinen haben kann, so soll man versuchen, so heiter und gelassen zu sein, als hätte man guten Kaffee getrunken.“

Und Sie wissen, Sie trinken gerade guten Kaffee. Nichts kann Ihnen die Laune verderben. Außer Mathe. Es klopft an der Tür. „Guten Morgen, Julian!“ – „Guten Morgen! Entschuldigung, Frau Kuhrau, es war Stau am Festungsberg und alle Ampeln waren rot!“ Nur der Julian. Nein, das vermiest Ihnen heute nicht die Laune. Schließlich haben Sie guten Kaffee getrunken. Ein Handy klingelt. Aber auch das bringt Sie nicht aus der Ruhe. Erst als eine laute Stimme „Ey, Wächter, du Heinz!“ brüllt, fühlen Sie sich leicht irritiert. Links von Ihnen monotönt ein verschlafener Jemand abstruse Gedankenirrwege, die Sie nicht verstehen – wollen. Sie lassen den Blick nach rechts schweifen und schauen ungläubig. Sofort schreit es „Na, guck...!“. Und langsam fühlen Sie, wie sich Ihre Nerven anspannen. Sie schauen über den Becherrand. Jetzt sehen Sie vorne ein schwarzes Loch. Es zieht Sie an, es will Sie in sich aufsaugen. Noch können Sie widerstehen, doch die Lehrbeauftragte versucht alles Erdenkliche, um den leeren Blick von Tasse zu Tafel zu lenken. Sie sind zu müde. Sie lassen sich treiben, malen gedankenverloren hin und wieder ein paar Zahlen auf Ihr Blatt. Später möchten Sie versuchen, es zu verstehen. Ob es gelingt, ist nun erst mal egal. Frau Kuhrau lädt Sie heute Nachmittag zu sich zum Kaffee ein. Und nun wissen Sie wieder:

Alles wird gut.